AMERIKA - der Süden - Uruguay

Mai 2019 – Uruguay     

1.000 km gefahren / Text: Martina/ Fotos: Hermann + Martina

Unsere vorletzte Grenze in Amerika

Am 13. April 2019 nahmen wir am Rio Yaguaron die Grenze von Brasilien nach Uruguay. Auf brasilianischer Seite gab es schöner weise einen Hinweis in IOverlander, ansonsten hätten wir den mitten im Ort versteckt gelegenen Grenzposten kaum gefunden.

An der „Migraciones“ war eine lange Schlange aber die Leute wollten am Feiertag nach Brasilien und wir als „Ausreisende“ durften vor und uns nur schnell den Stempel holen. Auf der Grenzbrücke war dann nur noch ein Posten, der das TIP an sich nahm und zack – hatten wir Brasilien verlassen.

 

In Rio Branco, Uruguay, muss man dann erst fast 5 km fahren, bevor außerhalb der Stadt der dortige Grenzposten kommt. Auch hier wurden wir als Gringos schnell von einer Beamtin herausgefischt aus der Schlange, damit wir unsere Auto-Einfuhr beim Zoll abwickeln konnten. Hermann verschwand mit einer hübschen Zoll Dame im Büro und ich musste mich in die Schlange für die Einreise anstellen.

Als mein Mann dann mit den Papieren kam, musste ich ihn nur 2x erneut zu der Dame schicken, bis alles auch richtig ausgefüllt war...ob das Absicht war ;-)

 

Resümee nach so vielen Grenzen in 3 Jahren auf dem amerikanischen Kontinent:

 

viele sehr freundliche Beamte, das Prozedere ist meist überschaubar und klar strukturiert (Ausnahmen bestätigen die Regel) und fast immer gebührenfrei (also absolut easy-going im Vergleich zu Afrika) aber eines ist phänomenal: Formulare richtig und zügig auszufüllen ist eine schier unüberwindliche Hürde für die meisten Beamten. Ich glaube, wir haben bei 80 % der Grenzen auf falsche VIN Nummern, Passnummern oder Autokennzeichen hinweisen müssen.

Viel Chaos und Diskussionen wegen der Rückverschiffung

In einem Rutsch ging es dann für uns über die gut ausgebauten Rutas (ähnlich unserer Bundesstraßen) bis zum UY Storage, 75 km vor Montevideo. Hier kann man sein Auto gut überdacht einlagern, was von vielen Reisenden aus Europa gerne genutzt wird.

Wir waren hauptsächlich da, weil es der erste Camping auf dem Weg nahe der Hauptstadt war. Erst mal wurde das Internet angezapft und geschaut, welche Neuigkeiten es zur Verschiffung gab. Vor Ort waren bereits einige andere Langzeitreisenden aber sie alle wollten nur ihr Auto abstellen. Wir blieben 2 Nächte und nahmen wieder Kontakt zu KMA, dem Grimaldi Agenten und zu Seabridge auf.

 

Ich habe mal nachgezählt: wir haben ab da sage und schreibe 52 Mails innerhalb von 3 ½ Wochen wegen unserer Verschiffung hin und her geschickt!

 

Größter Knackpunkt: ab sofort will Grimaldi keine Gasflaschen mehr transportieren, auch wenn diese leer sind. Okay, Flaschen kann man ja entfernen aber was machen Leute wie wir, mit einem fest installierten Gastank???

Urlaub auf dem Bauernhof und viele nette Overlander zum Schluss der Reise

Wir beschlossen auf einen anderen Camping umzuziehen: La Chacra Holandesa bei Atlantida. Nahe der kleinen Stadt haben sich Marieke und Jan ein kleines Paradies geschaffen. Und das Beste ist, sie teilen es gerne mit Reisenden, die dann von Hunden, Hühnern, Pferden, Katzen und dem Hausschwein „Schnitzel“ adoptiert werden.

Eine sehr willkommene Gesellschaft, die uns über so manchen frustrierten Moment hinweg half.

Während wir also in mühsame Diskussionen zu Gastanks, Gasprüfungen, Endinspektionen mit offenem Ausgang, Alternativ Reedereien zu Grimaldi etc waren, bauten uns Jan und Marieke mit positiver Einstellung, netten Grillabenden und Rodeo Ausflügen immer wieder auf.

Grimaldi treibt uns fast in den Wahnsinn...

Außerdem trafen wir hier „Leidensgenossen“, wie z.B. Annett und Ralf, die ebenfalls mehr als 3 Wochen auf La Charcra verbrachten und dabei von RoRo auf Container Verschiffung umbuchten. So konnten sie viele Dinge, die sie nach der Grimaldi Liste entfernen mussten wieder zurück ins Auto packen (elektronisches Gerät z.B.). Und sie hatten so die ominöse „Endinspektion“ kurz vor der RoRo Verladung umgangen, die uns allen so im Magen lag.

Beim 1. Schiff, das nach den neuen Regeln in Montevideo beladen worden war, sind nämlich tatsächlich einige Camper nicht mitgenommen worden!

Die wildeste Geschichte betraf Freunde, die ihren festen Gastank extra noch kurz vorher ausgebaut hatten und dann doch – als sie schon in Buenos Aires waren – erfahren mussten, dass ihr IVECO stehen geblieben war. Der Prüfer hat die Gasinstallation gesehen aber keinen Tank gefunden und die Verladung verweigert....

Ein anderes Auto war nicht mitgenommen worden, weil ein Fenseher fest verbaut war – was aber laut Grimaldi Liste eigentlich i.O. gewesen wäre.

Jetzt wisst ihr, warum diese Endinspektion alle verrückt machte, man hatte einfach keine Sicherheit ob das Womo wirklich auf das Schiff kommt oder nicht.

Ralf und Annett

Weitere nette Reisende kamen und gingen, ich glaube wir haben die letzten beiden Monate mehr Overlander kennen gelernt als die ganzen Jahre davor in Amerika.

Hans und Karin
Michaela und Günter

Das 2. Grimaldi Schiff wurde nach den neuen Regeln abgefertigt und diesmal wurden alle Camper verladen, auch die eine Woche vorher abgelehnten. Außerdem bestätigte KMA plötzlich einen Prüfer gefunden zu haben, der eine Gasprüfung mit Zertifikat bei der Abgabe des Autos durchführen würde.

Es wurde also ernst, wir trauten uns endlich ein Hotel in Montevideo und Flüge nach Deutschland zu buchen. Wir trennten uns endgültig von allen Lebensmitteln, Gewürzen, Spraydosen, Reinigungsmitteln, Fetten und Ölen. In keiner Schublade und keinem Schrank war mehr ein Küchenmixer, Ladekabel, CDs oder Monitor zu finden.

Rückfahrkamera, Radio etc. wurden ausgebaut. Das komplette Fahrerhaus geleert.

Der geleerte Gastank wurde von Hermann zum Schluss noch mit Pressluft ausgepustet, mehr konnten wir dann nicht mehr machen, nur hoffen.

 

Der Abschied von Jan, Marieke und den Tieren fiel uns nicht leicht.

Abschied von Jan

Prüfungsstress und Abgabe des STEYR

Montag, den 13. Mai fuhren wir dann mit dem STEYR in den Hafen zum verabredeten Termin mit KMA und dem Gasprüfer.

Ein weitere deutscher Overlander wartete mit uns nervös auf das „Urteil“ und die Erleichterung war groß, als wir beide das ersehnte „Gasfreiheitszertifikat“ in Händen hielten.

Danach ging es für unseren Eddie direkt zum Grimaldi Parkplatz, wo wir noch alles abschließen durften, bevor wir – mit schlechtem Gefühl – die kompletten Schlüssel auszuhändigen hatten.

Noch eine Neuerung - bisher konnte man die Wohnkabine und alle Staukästen verschließen und die Schlüssel behalten.

Wir hatten keine Wahl. Mehrfach fragten wir nach: wir sollten Bescheid bekommen, wenn die Endinspektion stattfindet und nach dieser sollte alles wieder abgeschlossen werden und die Schlüssel dann beim Kapitän bis Antwerpen verbleiben.

Ein Schiff wird kommen...und wir schauen uns Montevideo an

Mittwochs sollte die Grande Francia einlaufen und tatsächlich sahen wir sie am Nachmittag beim Promenadenspaziergang.

Die Grande Francia fährt ein

Nachrichten flogen hin und her und am Donnerstag Vormittag bekamen wir plötzlich die Info, dass der Wagen problemlos verladen worden wäre. So viel zu dem zugesicherten Beisein bei der Endabnahme...

 

Wir machten einen Stadtbummel und erneut konnten wir zufällig sehen, wie die Francia Montevideo wieder verließ.

Die Grande Francia verlässt Montevideo

Wir erkundeten noch ein wenig die Hauptstadt Uruguays und am Samstag, den 18. Mai 2019 stiegen wir in den Flieger zurück nach Europa.

Zurück in Deutschland – das Warten und Bangen geht weiter

Nun sind wir also zurück in Deutschland und beobachten mit Argusaugen, wo das Schiff zuletzt geortet wurde. In welchem Zustand wir den STEYR wohl wiedersehen?

Wie wollen wir selber nun vorgehen? Wohnung suchen? Auto fertig machen und dann in Europa weiterfahren? Alles noch ziemlich spannend, denn noch wissen wir selber nicht 100%ig wie es weitergeht. Drückt uns die Daumen, dass unsere Wohnkabine nicht leergeräumt wurde oder sonstige Beschädigungen am Wagen sind, wenn wir ihn wohl ab dem 13. Juni abholen können. Ich werde berichten.

 

Bis dahin, bleibt gesund und habt eine gute Zeit!

Martina