AMERIKA - der Norden - USA

Oktober 2017 – von Arizona nach Kalifornien

4.120 km gefahren / Text: Martina / Fotos: Hermann + Martina / Filme: Martina

Nachdem wir in Page unsere Vorräte aufgefüllt hatten, machten wir einen 100 km Abstecher (das ist in Nordamerika nix – quasi „um die Ecke“) zum weiter östlich gelegenen Navajo National Monument. Unser Navi führte uns dazu irgendwann von der #98 auf eine Nebenstraße im Navajo Reservat. Ab Shonto findet man diese Piste nicht mal mehr auf der Straßenkarte und wir wurden die letzten 20 Kilometer mit einer interessanten Dirt Road überrascht. Zur Belohnung gab es dann einen kostenlosen Camping direkt im Park.

Nur der kalte und teils heftige Wind war etwas unangenehm. Statt kurzen Hosen wie in Page, trugen wir hier wieder Mütze und warme Sachen.

Ebenfalls kostenlos wird auch eine mehrstündige Wanderung hinab in den Canyon angeboten. Mit einem Ranger darf man so ganz nah ran an das Felsendorf Betatkin aus dem 12. Jahrhundert. Uns hat es besser gefallen als in Mesa Verde, weil es viel ruhiger und privater war. Nachdem wir allerdings den steilen Canyon wieder auf ca. 2000 m hoch geklettert sind, waren wir so fertig, dass wir eine Ruhepause einlegen mussten und dabei fast den Nachmittag verschlafen hätten.

Von hier ging es weiter zum Grand Canyon, dazu nahmen wir diesmal die geteerte Straße zum Highway 160 und über diesen dann ab nach Westen.

Im Grand Canyon National Park ist immer Hochsaison aber da es sowohl vor der Zufahrt von Osten her, als auch vor dem anderen, südlichen, Parkeingang National Forest Gebiet gibt, findet man im Wald immer ein kostenloses Plätzchen.

So verbrachten wir 3 Tage damit, uns den unglaublichen, vom wilden Colorado geformten, Canyon anzusehen. Wie in vielen Parks werden auch hier kostenlose Shuttle Verbindungen angeboten und die sind wirklich zu empfehlen.

An dieser Stelle kann ich es mal zugeben: diese beiden letzten Parks haben wir noch im September besucht aber dieser Monat war schon sooooo voll, da haben wir uns erlaubt den Bericht dazu mit in den Oktober zu packen ;-)

 

Die letzten beiden Monate waren schon fast übervoll mit Landschaften der Superlative und Eindrücken. Wir brauchten tatsächlich eine Pause. Die Richtung war klar: Las Vegas aber jetzt war am Wichtigsten, dass Eddie einen Ölwechsel bekam, die Wäsche gemacht werden konnte und die vielen Fotos und Filme bearbeitet und ins Netz gestellt wurden.

So tuckerten wir über Kingman nach Norden und machten Stopp in dem verschlafenen Nest Chloride. Auf dem urigen Camping dort blieben wir 3 Tage – so lange brauchte fast mein Laptop um alle Updates zu verarbeiten und die 16 (!) Videos für September hochzuladen.

Noch vor Las Vegas, fast am Hoover Dam liegt Boulder City und hier fanden wir dann auch – im 3. Anlauf – endlich eine Werkstatt, die den Ölwechsel machen konnte. Filter und Öl besorgten wir selber beim günstigeren Autofachmarkt gegenüber.

In der Nähe des Damms übernachteten wir und trafen dort tatsächlich Bernhard mit seinem VW Bus, den wir schon zur Sommersonnenwende in Dawson City kennengelernt hatten, wieder. Die Welt ist klein.

 

Für den nächsten Tag hatten wir seit einiger Zeit geplant in Las Vegas ein weiteres Treffen abzuhalten: Oskar und Heike in ihrem Sprinti waren auf dem Weg von Westen her mit Ziel Utah und wir Richtung Osten. Da bot sich an, gemeinsam mal über den Stripe zu spazieren und sich den Wahnsinn dieser Kunststadt mitten in der Wüste anzusehen.

 

Was soll ich sagen...Die Nachricht, dass ein Mann minutenlang von einem Hotelzimmer mit einer Schnellfeuerwaffe in die Besuchermenge eines Musikkonzertes geschossen hat, ist um die Welt gegangen. 58 Tote, über 500 Verletzte.

Und noch immer meinen die meisten Amerikaner, es wäre gut und unverzichtbar, dass es überall Schußwaffen (auch in Rosa für kleine Mädchen) zu kaufen gibt.

Uns macht das nur sprachlos...........

Bewaffneter an der Tankstelle....Wofür???

Als dann noch bekannt wurde, dass ein Herr Trump eingeflogen wird, war klar: wir machen einen Bogen um Sin City. Oskar und Heike sahen das genauso und so trafen wir uns im Valley of Fire State Park. Gute Wahl!

Wir nahmen die wenig befahrene Strecke am Lake Mead entlang um zum „Feuertal“ zu kommen. Ein ganz „großer“ kleiner Park im Nordosten von Vegas.

Gemeinsam bewunderten wir die tollen, farbenprächtigen Steinformationen und verquatschten einen sehr schönen Abend.

Unser nächstes Ziel war der Yosemite. Im letzten März herrschten da noch Minus Grade, daher wollten wir uns diesen Park nun anschauen, bevor der erste Schnee kommt.

Unser Weg führte über den Highway 95 weiter durch die Sierra Nevada nach Norden und dann über die kurven- und passreiche Strecke durch die White Mountains nach Bishop / Kalifornien rüber.

Von dort war es nur ein Katzensprung zum skurrilen Mono Lake und von da über den schönen Tioga Pass nach Yosemite Valley.

Wir fuhren also hinein in das Yosemite Tal – drehten eine Runde im Stau - und fuhren wieder hinaus. Es war nicht voll, es war brechend voll. Nirgends ein Platz zum Parken, an Camping ohne vorherige Reservierung war gar nicht zu denken.

Nun gut, tolle Berge und Flüsse hatten wir schon reichlich in Kanada und Alaska gehabt, da nahmen wir es nicht so tragisch. Wir guckten uns ein wenig El Capitano und den Half Dome an, dann suchten wir uns einen kostenlose, ruhigen Platz im National Forest außerhalb des Parks.

Nachdem unser Ausflug nach Yosemite nicht so erfolgreich gewesen ist, waren wir sehr gespannt wie es im Sequoia Nationalpark aussehen würde. Doch dieses Gebiet liegt nicht ganz so auf der gängigen Touristenroute. Der Park war gut besucht aber nicht überfüllt, wir fanden sogar einen Platz auf dem Campingplatz. In Yosemite sind es besonders die Granitfelsen und die damit verbundenen Klettermöglichkeiten, die den Park berühmt machen, dagegen ist es im Sequoia der gleichnamige Baum, der nirgends so mächtig ist, wie hier. Hier kann man auch den General Sherman Tree bewundern, den größten Baum der Welt (wenn man sein Volumen zu Grunde legt). Ich liebe diese uralten Riesen, schon die Redwoods sind fantastisch aber die alten (bis zu 3.200 Jahre) Sequoia sind einfach nur erhaben und wunderschön.

Und mit diesem Nationalpark war es dann so weit: wir haben alle Plätze in den USA besucht, die wir so auf unserer Liste hatten. Ein Besuch in Foster City stand noch auf dem Plan (Danke Dirk!) aber sonst heißt es jetzt für uns eigentlich nur noch: Mexiko wir kommen!

Als Vorbereitung dafür bekam Eddie noch einen dezenten „Alemania“ Aufkleber verpasst.

Diesen Herbst waren die Wildfeuer besonders schlimm in Kalifornien. Santa Rosa, etwa 80 km nördlich, Napa Valley insbesondere und andere Gebiete waren betroffen. Tote, Verletzte und fast 6000 zerstörte Häuser. Von den verbrannten Weinreben und Obstbäumen gar nicht zu reden. Sogar in Foster City hing der Qualm wie eine Glocke.

Naturkatastrophe? Eigentlich nicht, denn Schuld sollen umgestürzte Strommasten (oft aus Holz) sein. Kalifornien ist nach einem langen Sommer mal wieder mehr als trocken. Gräser und Büsche dienen als Zunder und ein Funke genügt. 99% der Häuser sind aus Holz, Dächer aus Teerpappe. Sehr viel Futter für ein Feuer.....

 

Von Silicon Valley fuhren wir nochmals zum Pinnacles National Park, wo Hermann wieder alles gab und Eddie komplett abschmierte und von dort weiter zum Carizzo Plain National Monument. Überall hing der Smog von den Feuern. Dazu die fast surrealen Gebiete vor und hinter Carizzo Plain, wo man stundenlang an Öl- und Gasförderanlagen oder/und an riesigen Nuss- und Obstplantagen vorbeifährt. Wie in einem skurrilen Film.

 

Die Piste durch Carizzo Plain war sehr einsam: es gab mehr Taranteln (8) als Autos (1) auf dem Weg.

 

Unsere Route weiter nach Süden wählten wir bewusste großzügig um Los Angeles herum.

Das Finden von Stellplätzen ist im südlichen Kalifornien deutlich schwieriger, überall sind Zäune. So mussten wir am Big Bear Lake doch mal wieder einen Camping nehmen und ärgerten uns direkt, denn er war teuer, laut (der Nachbar hatte seinen Mörder-Generator bis um 22 Uhr laufen), aus meiner Dusche kam nur kaltes Wasser und als Krönung funktionierte das Dumping nur, wenn man mit Kreditkarte nochmals 10 $ bezahlt.

Und dabei war dies ein National Forest Campground!

 

Wenn Hermann vorher gewusste hätte, dass uns die Straße einmal 2.000 Höhenmeter rauf und am nächsten Tag wieder 2.300 Höhenmeter runter führt, wären wir diese Strecke wohl nie gefahren. Aber Eddie machte das locker. Die Schneepflüge und Skilehrer standen zwar schon bereit aber es blieb bei Temperaturen über Null.

So ist der Westen Amerikas einfach: ständig geht es über Berge und Hügel, ständig wechselt man die Klima- und Vegetationszonen. Morgens noch knapp 5°C hat man um 16 Uhr schon wieder 32°C erreicht. Baumgrenze? Gibt es hier auch, d.h. aber ab 1000 Hm fangen niedrigwachsende Bäume an und ab 2.000 Hm wachsen die tollsten Pinien, Kiefern, Eichen etc.

 

Über Palm Springs und Cathedral City (eine Villenanlage, eine Shopping Mal nach der anderen) fuhren wir zum Salton Sea.

Hier findet man noch wilde Hippiecamps wie Slab City. Interessanter Ort und wir blieben über Nacht. Leider fingen dann Jugendliche am Abend an herumzuballern. Bei uns käme direkt die Polizei aber hier? Uns wurde wieder sehr bewusst, was uns NICHT an diesem Land gefällt...

Wir machten einen letzten Abstecher nach San Diego, denn wo kann man sonst schon einen echten Flugzeugträger (Die Midway 41) besichtigen?

Ein letztes mal den American Way of Life bestaunen.

Nun war es nur noch ein Katzensprung. Wir nahmen den kleinen Highway 94 bis nach Potrero und nach einer letzten Nacht in den USA fuhren wir am 25. Oktober 2017 über die Grenze nach Tecate, Baja California, Mexiko.

 

Aber das ist eine andere Geschichte und die erzählt Euch Hermann nächsten Monat.